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Niemand hört…

Denkt nach...

(Für torden! s Schreibwettbewerb

https://www.testedich.de/quiz44/quiz/1475077173/Sieben-Worte-fuer-ein-Wunder-Ein-Schreibwettbewerb

Februar)

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    Wenn ich schreie, dann nach Hilfe. Ich schreie meinen Schmerz heraus und hoffe, dass mich jemand erhört, aber niemand… niemand tut es. Warum?
    Sieht man nicht die tiefen Narben, welche meine Haut bedecken über und über?
    Die zerkauten Nägel und das blutende Fleisch?
    Die Knochen hervorstechen?

    Mich hört niemand, ich bin allein… allein in dieser grauen, schrecklichen Welt! Alle finden sich hier zurecht, doch wie? Mord und Totschlag, Hungersnot und Depressionen sind Alltag und ihr… ihr singt, lacht und tanzt. Fresst euch fett und lasst Kinder mit aufgeblähten Bäuchen vor Hunger sterben und Eltern trauern. Es macht mich krank… so krank und jedes Mal fahre ich über meine Haut, als würde ich Krallen ausfahren, schneide tief ein und versuche Aufmerksamkeit auf alles zu lenken. Das Leiden klar zu machen, mein Leiden. Doch niemand sieht es… niemand sieht mich, niemand sieht das Leid, dabei kann es jeder Blinde sehen! Wieso seht ihr nicht? Wieso bemerkt ihr nicht!

    Tränen brennen auf meinen Lippen, welche blutverkurstet und trocken sind. Als würde jemand Salz auf mich streuen und das ist eine Träne, Salz.
    Sie alle glotzen einen an, glotzen mich an und lecken sich widerlich die Lippen, grinsen hässlich und vergnügen sich an meinem Körper… -ab dreiundachtzig habe ich aufgehört zu zählen- …manchmal bis ich bewusstlos oder ganz blutig bin und dann… dann sind meine Krallen wieder dran, doch es muss sein, es ist eine Notwendigkeit! Schließlich darf mein Bruder dieses Leid nie erfahren, wo er doch so zerbrechlich und zu schwach für diese Welt ist. Warum hilft ihm niemand? Holt ihn hier raus! Bitte! Ihr alle lebt wie die Kaiser! Schlaft unter warmen Decken, geht in sauberen Schuhen und neuen Klamotten, seid mit Essen und Trinken versorgt und seid doch so unzufrieden und schaut nicht mal auf uns! Bitte, schaut hier her, schaut mich an, meinen kleinen Bruder! Er schreit vor Hunger und Trauer… er hat doch nur noch mich…

    Seid ihr noch da? Wart ihr je da? Hört ihr mich? Hilfe… bitte… Die Kraft verlässt mich… das Herz schlägt mühsam und mein Bruder vergräbt das Gesicht an meinen Knochen, während sie wieder eines vergraben… ein kleines Baby vergraben. Es war ein Mädchen, ein kleines Mädchen und nicht mal drei Monate alt… Doch vielleicht ist es besser so, dann muss sie nie ich werden, nie ums Überleben des kleinen Bruders kämpfen, der vor Leid wächserne Augen hat und einen anschaut und um Essen wimmert… Hilfe…

    Sein kleiner Körper ist so steif und ich würde weinen, wenn ich die Kraft dazu hätte. Er ist so dünn und mir doch zu schwer, als dass ich ihn noch weiter tragen könnte. Es ist, als würde ich straucheln, ehe ich hart hinfalle und mir die knochigen Knie aufschlage. Sie alle gehen weiter… so gleichgültig… Sehen mich nicht… Sehen nicht, was sie ihm angetan haben! Meinem armen, kleinen Bruder, dessen Leiche zu schwer für mich ist, als dass ich ihn tragen könnte…

    Schwach liege ich da… betrachte das Leid, die weinenden Kinder, die Eltern, welche versuchen alles zu tun… umsonst. Es ist alles umsonst. Umsonst habe ich das alles getan… Er ist tot… Tot… sie alle… Alle… Nur ich bin noch, doch mein Herz… Es stirbt… Ich sterbe… es ist zu spät… Viel zu spät… Hättet ihr nur geschaut, kurz gelauscht… zu spät… Es ist eure Schuld… doch ihr könnt nichts dafür, ihr habt nie gelernt zu lauschen… das Leiden dieser Welt zu sehen… Es ist, als würde mein Herz die letzten Atemzüge hilfesuchend aufsaugen und den Abbruch versuchen zu verhindern… Umsonst. Das letzte was ich rieche ist widerlicher Schwarztee von einer Frau, die achtlos an meinem sterbenden Körper vorbeigeht und sich nicht umschaut, als meine knochigen Hände auf die staubige Erde fallen und ich sterbe.

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