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Sieben Worte - Ein sachtes Pusten und Leben

Weil das Leben Wunder birgt.

(März)

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    Ein Kind lacht, ein sachtes Pusten und plötzlich bin ich da. Ein kostbarerer Zeitpunkt, denn genau im selben Moment könnte ich auch schon vergangen sein, wie die vielen anderen, welche nicht vom Wind in die Höhe getragen werden und einem neugierig schnappenden Hund gerade entkommen können. Ich drehe mich unaufhaltsam und sehe die Erde von links, rechts, kurz von oben und mal unten. Ein verwirrendes, herrliches Durcheinander. So unterschiedlich kann eine Wiese im Schnee aussehen, wenn man sich vom Wind leiten lässt. Es ist kalt und mal warm, je nachdem wie hoch ich gleite, ein kitzelndes wechselwarmes Gefühl. Die Sonne spiegelt sich in mir und lässt mich bunt schillern. Stolz über meine Pracht, sause ich weiter und unaufhaltsam mit dem Wind, während dunkle, schwere Wolken aufziehen. Natürlich weiß ich noch nicht, dass das mein schnelles Ende bedeuten könnte, doch das wird sich ändern. Es knallt und blaue, blendende Lichtblitze durchzucken die graue, für mich scheinende Zuckerwatte, als wären sie Rippen. Dicke Tropfen schlagen unaufhaltsam auf die Erde nieder und drohen mich zu platzen, als wäre ich ein flüchtiger Gedanke. Angst breitet sich in mir aus, unbeschreiblich große Angst, dass es das war, dass ich nicht mehr sehen kann und nasse, dicke Tropfen meine Todesursache sind. Aber es scheint, als hätten Wind und Unwetter ein Verhältnis, welches mir nicht zu erklären ist, denn wie durch ein Wunder schaffe ich es, zwar stark mitgenommen, an den Tropfen vorbeizugleiten und den wütenden Sturm hinter mir zu lassen. Wenn ich erleichtert ausatmen könnte, würde ich es sofort und auf der Stelle tun, aber einiges muss verwehrt bleiben. Ich drehe mich nicht noch einmal herum, könnte es gar nicht, wenn ich es wollen würde, denn der Wind bestimmt wohin ich schaue, also lasse ich mich nur zu gerne schnell weiter tragen.
    Irgendwann, als diese helle Kugel am Himmel langsam untergeht, höre ich ein Schlagen, als würde irgendwas die Luft durchschneiden und werde wild hin und her gedreht, als ein komisches Wesen mit Schnabel, Federn und Flügeln an mir vorbeisaust. Ich schaue gerade hinab, als eine schwarze Feder zu Boden segelt, als würde sie von ganz alleine ihren Kurs bestimmen. Was würde mir so eine Feder nur alles ermöglichen? Ich könnte ganze Welten bereisen und bestaunen! Doch ehe ich weiter denken kann, scheint ein weiterer Wind an mir zu zerren und vor Schmerz würde ich aufschreien, wenn ich könnte. Es ist, als würde ich mich gleich teilen, langsam zerreißen, während zwei Winde versuchen meinen Kurs zu bestimmen. Es ist Folter, grausame Folter und plötzlich, ganz plötzlich komme ich mir leichter vor. Ich gleite nach rechts, kann gerade noch sehen, dass etwas anderes nach links fortgetragen wird und staune nun über meine halbe Größe.
    So werde ich also vom neuen Wind recht rasch geleitet und staune nicht schlecht, als sich vor mir plötzlich ein riesiges Eismeer auftut, in welchem helle Kügelchen und ein großer, weißer Kreis sich spiegeln. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus und merke nicht, dass der Wind mich plötzlich, scheinbar behutsam absetzt. Ich fühle mich so klein, wie ich hinauf in die mir unbekannte Schönheit starre und muss gestehen, dass ich doch sehr verwundert bin, dass ich noch nicht geplatzt bin, dass ich den Sturm, das komische, fliegende Ding und das Reißen überlebt habe und nun hier sitze und staunen kann. Ich, eine kleine Seifenblase.

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